Hier für diejenigen, die ihre Gedanken dem Wort Gottes unterordnen wollen, eine kurze Begründung dafür, warum es heute keine Zeichen und Wunder, Machttaten und Krankenheilungen mehr gibt:
In Hebräer 2:3,4 lesen wir von einer Rettung, „die ihren Anfang durch das vom Herrn gesprochene Wort nahm und uns von den Zuhörern bestätigt wurde, die auch Gott feierlich mitbezeugte durch Zeichen wie auch Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen heiligen Geistes gemäß Seinem Willen.“ Der Satz steht in der Vergangenheitsform. Die Bezeugungen des Evangeliums waren also vorbei, als der Hebräerbrief geschrieben wurde.
Dies hatte der Apostel Paulus in 1.Korinther 13:8-10 bereits angekündet: „Seien es Prophetenworte, sie werden abgetan, oder Zungenreden, sie werden aufhören, oder Erkenntnisworte, sie werden abgetan. Denn bis jetzt erkennen wir nur aus einem Bruchteil und prophezeien aus einem Bruchteil. Wenn aber die Reife kommt, wird das aus dem Bruchteil abgetan werden.“ Die Worte aus dem Bruchteil waren damals „förderlich“ (1.Kor.12:7).
Seitdem aber die Reife, das der Vollendung Gemäße, gekommen ist, das Wort Gottes nämlich durch den Apostel Paulus für die ihm gegebene heilsgeschichtliche Verwaltung (oikonomia, Haushaltung, Verfahrensordnung) der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2) „vervollständigt“ (so wörtlich Kol.1:25) worden ist, verkündigen wir aus dem auf das Vollmaß gebrachten Wort Gottes. Es gibt nichts Neues mehr zu offenbaren. Die letzten und höchsten Geheimnisse sind mit dem Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief offenbart. Jetzt ist nichts mehr bruchstückhaft, sodass in der Folge davon jeder Gläubige in Christus nunmehr auch persönlich zur vollen Reife im Glauben gelangen kann (Eph.4:13) und niemand mehr unmündig zu bleiben braucht.
Die Auferbauung der Heiligen geschieht auf der Grundlage der Apostel und Propheten (Eph.2:20); sie legten den Grund; heute wird nicht mehr Grund gelegt.
Nicht die im 1.Korintherbrief genannten Gnadengaben, die zu ihrer Zeit schon „weit überragt“ wurden von der Liebe (1.Kor.12:31), wurden als bleibend bezeichnet, sondern die Gnadengaben Glaube, Erwartung und Liebe (1.Kor.13:13).
Wir wandeln heute durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung (2.Kor.5:7).
Das Evangelium Gottes über Seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, bedarf in einer Heilsverwaltung, in der man durch Glauben (weg) von allen Sünden gerechtfertigt wird, für völlig gerecht erklärt wird, keiner weiteren sichtbaren Bezeugungen mehr. Das Wort Gottes ist durch Zeichen und Wunder längst bestätigt und beglaubigt ebenso wie das Aposteltum des Paulus (2.Kor.12:12).
Heilungen „gemäß den Kräften des zukünftigen Äons“ (Heb.6:5), also des tausendjährigen Königreichs Israels auf der Erde, waren ein Zeichen auf dieses hin.
Seitdem der unausspürbare Reichtum des Christus vollständig offenbart wurde, geschahen keine Heilungen aufgrund von Gnadengaben mehr. Paulus heilte Epaphroditus nicht, der sehr hinfällig, ja in nächster Todesnähe war. „Jedoch Gott hat Sich seiner erbarmt, aber nicht allein seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Betrübtheit über Betrübtheit hätte“ (Phil.2:27). Paulus ließ den durch Krankheit geschwächten Trophimus in Milet zurück (2.Tim.4:20). Paulus heilte Timotheus nicht, sondern empfahl ihm ein wenig Wein um seines schwachen Magens und seiner häufigen Schwächeanfälle willen (1.Tim.5:23).
Schließlich erhielt der Apostel Paulus auf seine dreimalige Bitte hin, den Splitter für das Fleisch wegzunehmen, vom Herrn die Antwort: „Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht“ (2.Kor.12:9). Die Kraft Gottes erweist sich gerade in unserer Schwachheit (vgl. 2.Kor.4:7), und zwar ist es die Kraft, die Seine Gnade - sofern wir sie erfasst haben - in uns entfaltet. Die uns in Christus Jesus erwiesene und daher überaus reiche Gnade ist uns ein Zuspruch von solcher Kraft, dass wir Leiden tragen und zur Verherrlichung Gottes leben können. Die das Übermaß der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit erhalten, werden im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus (Röm.5:17). Welch eine Kraft vermittelt uns die Allgenugsamkeit der Gnade!
Gar nichts fehlt uns heute; im Gegenteil: Wir sind mit jedem geistlichen (nicht mit greifbarem, irdischen) Segen, den es überhaupt gibt (zum Beispiel der Rechtfertigung, der Versöhnung, der Versiegelung, dem Sohnesstand, dem Gnadenstand), in Christus gesegnet (Eph.1:3). Wir sind Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte (Kol.3:12). Ihm sei der Lobpreis, der Dank und die Verherrlichung im Namen unseres Herrn Jesus Christus!